Freitag, 11. September 2020
anstrengende Woche
Diese Woche war mein Job-Sharing-Partner anderweitig beschäftigt und deshalb musste ich jeden Wochentag Frühdienst leisten. An den Nachmittagen hatte ich -ausser gestern- stets noch Rikschabuchungen. Die Tage waren also gut ausgefüllt und die Abende kurz, denn wenn ich um 04:15 Uhr aus den Federn muss bedeutet dies, dass ich spätestens um 22:00 Uhr ins Bett muss um an die sechs Stunden Schlaf zu kommen.
Heute war ich wieder einmal für eine Hochzeitsfahrt gebucht. Wie schon öfters geschrieben, mag ich diese Fahrten ganz besonders. Heute dachte ich kurz, dass die verliebte und glückliche Feststimmung jeweils auch mich abfärbt. An einem Hochzeitsfest sind alle fröhlich, positiv und lebenbejahend. Niemand wälzt Sorgen oder denkt an Schmerzen, Trennung oder Tod. Und so scheint es, dass ich jeweils etwas von dieser positiven Schwingung mitnehmen kann. Es ist wirklich ein Privileg, dass ich schon an mehr als 200 Hochzeitsfeiern -zumindest für einen kurzen Moment- teilnehmen durfte. Ich mag das wirklich sehr. 🙏
Später folgte eine Stadtrundfahrt mit einem fröhlichen Paar aus Österreich. Beide waren begeisterungsfähig und gesprächig und ihr Dialekt war einfach reizend. So war diese Rikschafahrt für uns alle ein tolles Erlebnis.
An solchen Tagen wird mir bewusst, wie positiv die Arbeit als Rikschafahrer ist. Schon oft sagte ich zu Freunden, dass das Beste an meinem Job sei, dass ich keine unzufriedenen Kunden habe. Wer nämlich Rikscha fahren doof findet, der kommt gar nicht und wer einsteigt, der verabschiedet sich in 99 Prozent der Fälle mit einem Lächeln im Gesicht. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man anderen Menschen ein freudiges Erlebnis ermöglichen kann. Man muss diese emotionale Komponente aber auch wirklich zu schätzen wissen, denn der materielle Erfolg dieser Tätigkeit ist doch eher bescheiden.
Später musste ich mich noch meiner eigentlichen Stamm-Rikscha annehmen. Am Dienstag stellte ich hinten Bremsprobleme fest und am Mittwoch habe ich mir die Sache mal genauer angesehen. Beide Hinterräder verfügen über je eine hydraulische Scheibenbremse, welche von einem einzigen Bremshebel am Lenker angesteuert wird. Nun hat sich ein Bremszylinder einer Bremszange verklemmt und den konnte ich auch mit viel Liebe (und später auch mit Gewalt) nicht mehr in Gang bringen. Das Hauptproblem dabei ist: Diese Bremsen sind etwa 15 Jahre alt und werden schon seit einigen Jahren nicht mehr produziert. Mögliche Ersatzteile sind -wenn überhaupt- nur sehr schwer zu beschaffen.
Im Originalzustand ist am Vorderrad der gleiche Typ Scheibenbremse montiert. An zwei der vier Rikschas hatte ich schon vor Jahren mit undichten Bremshebeln an der Vorderbremse zu kämpfen. Da ich schon damals keine Ersatzteile auftreiben konnte, verwendete ich alte Scheibenbremsen von meinen Mountainbikes, Am Vorderrad ist es ja egal, ob es sich um eine Rikscha oder um ein normales Fahrrad handelt. Aber hinten ist dies anders, da die Rikscha zwei Hinterräder hat. Das bedeutet, die beiden Bremssättel sind symetrisch gespiegelt gebaut. Es gibt also eine linke und eine rechte Bremszange, was es bei normalen Fahrrädern klarerweise nicht gibt (da sind alle Scheibenbremsen, ob vorne oder hinten, immer linksseitig angebaut).
Glücklicherweise habe ich die zwei alten Bremsen nicht weggeworfen und so war meine Idee nun, dass ich eine Bremszange einer alten Vorderbremse anstelle der defekten Hinterrad-Bremszange verwende. Dafür brauche ich jedoch etwas Glück. Denn, die defekte Zange muss das Links-Modell sein, sonst passt das nicht. Es wird also eine grössere Operation geben.
Ich entschied mich, die ganze hintere Bremsanlage von der Rikscha abzuschrauben und nach Hause zu nehmen. Denn eins ist klar: Wenn ich die Bremszange wechseln will, muss ich danach die gesamte Bremsanlage mit neuer Bremsflüssigkeit befüllen und entlüften. Dafür fehlt mir in der Garage das nötige Werkzeug und die entsprechende Einrichtung. Also schraubte ich alles ab, packte es in den Rucksack und fuhr mit dem Motorrad nach Hause.
Ich war natürlich sehr gespannt, ob ich wirklich Glück (im Unglück) habe. Und 📯 trara! Der defekte Bremssattel ist wirklich ein Links-Modell. Somit könnte der Umbau also klappen. Doch einfach wird es nicht werden. Eine Regel für das Befüllen und Entlüften einer hydraulischen Scheibenbremse ist, dass man von unten nach oben befüllt, so dass eingeschlossene Luftblasen aufsteigen können. Das heisst: Der Bremshebel muss am höchsten Punkt sein und die beiden Bremszangen am tiefsten Punkt. Nur: Die Bremsleitung ist vom Bremshebel her gemassen über 2,5 Meter lang. Da mündet sie in ein T-Stück, von dem dann jeweils je 1 Meter Bremsleitung zu den Bremszangen führt. Das heisst: Insgesamt habe ich 3,5 Meter Leitungslänge, die ich irgendwo und irgendwie ansteigend befestigen muss, bevor ich mit der Befüllaktion starten kann. Das wird eine echte Herausforderung...
Heute habe ich mich damit begnügt um sicherzustellen, dass ich alles nötige Werkzeug (Entlüftungs-Set mit Spritzen) und auch genügend Hydrauliköl habe, damit ich den Umbau dann in den nächsten Tagen einmal anpacken kann. Das wird spannend.
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