Donnerstag, 10. September 2020
sowohl als auch
Natürlich ist Alles hat zwei Seiten ein abgedroschener Spruch. Man müsste ergänzen: Mindestens! 😃. Es geht mir heute auch mehr um das "sowohl als auch" im Gegensatz zu "entweder oder".
Sehr viele Entscheidungen fallen "entweder oder". Man betrachtet eine Situation, eine Problemstellung, von beiden Seiten und entscheidet sich dann so quasi digital für eine der beiden Seiten. Ein einfaches Beispiel: Wenn ich mir überlege, ob ich heute einen Blogartikel schreiben soll, dann fällt die Entscheidung auf Ja oder Nein und somit kann man hier später etwas nachlesen oder halt eben nicht. Oftmals gibt es nicht "sowohl als auch"... meint man... ich kann nicht "keinen Beitrag schreiben" und später etwas lesen.
Auf unserer physischen Lebensebene ist das absolut korrekt. Man könnte das auch kausale Zusammenhänge nennen. Wenn ich jetzt aber keinen Beitrag schreibe, dann heisst das nicht, dass ich nicht gelebt hätte sondern nur, dass es hier unsichtbar oder unerzählt bleibt. Etwas Ähnliches erleben wir in der persönlicher Kommunikation. Jemand erzählt etwas (was der physikalischen Welt angehört) und gleichzeitig kommuniziert er/sie Nonverbal. Wir kennen alle den Ausspruch: "Er hat das zwar so gesagt doch nicht so gemeint." Es gibt also mehrere Ebenen. Hier ganz vereinfacht gesagt: Das Sichtbare/Hörbare und das Unsichtbare/Ungehörte.
Und da komme ich auf ein "Problem" zu sprechen, das mich beim Schreiben von Blogeinträgen immer wieder beeinflusst. Geschriebene Sprache ist so Eindimmensional... Sprache heisst immer, sich zwischen verschiedenen Worten entscheiden zu müssen. Immer wieder: Entweder oder... Dabei ist das direkte Erleben viel mehr Sowohl als auch. Erst beim Schreiben muss ich mich für eine Seite entscheiden. Ich wünschte mir einen riesigen Wortschatz um mich adäquater ausdrücken zu können und habe trotzdem das Gefühl, dass mich auch dann noch das Gefühl beschleichen würde, dass ich mich nicht klar für eine Seite entscheiden will/kann. Es liegt auch nicht unbedingt in der Natur eines Blogbeitrags um Sachverhalte so auszuschmücken, dass nebst dem Text noch eine Art Stimmung erzeugt und übertragen wird (was ich vermutlich auch nicht könnte).
Und so sitze ich oft vor der Tastatur und suche nach den "richtigen" Worten oder schreibe etwas, was ich dann wieder lösche und dann irgendwie anders schreibe, was mich aber auch nur selten wirklich zufriedenstellt. Ich treffe es nie genau... oft kann ich es schon nicht mal genau denken, wie sollte ich es denn genau beschreiben können? Es sind flüchtige Eindrücke, Stimmungen, Gefühle... jedes Wort trifft "knapp daneben". Und knapp daneben ist halt auch vorbei... ja, das plagt mich oft.
Dann denke ich wieder: Ich habe den falschen Anspruch. Dieser Blog ist Teil der sichtbaren/physischen Welt und kann deshalb auch nur diesen Teil bedienen. Ich kann hier nur sehr unzureichend Gerüche, Empfindungen oder Gefühle widergeben. Bilder helfen... aber Worte sind eigentlich immer entweder oder und nicht sowohl als auch. Schade... Es ist ein (zunehmendes) Dilemma. In den letzten Jahren vertraue ich immer mehr auf das Unbeschreibbare. Nicht, dass ich das Beschreibbare geringschätzen würde, doch mich dünkt, dass es nur ein Teil des Ganzen ist... und das Ganze ist nicht entweder oder... sondern: sowohl als auch. Egal wie oft ich die obige Münze auch halbieren würde, das Resultat hätte immer wieder zwei Seiten...
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/2768-sowohl-als-auch.html«