Donnerstag, 12. August 2021
Sommerloch
Da ist es wieder: Das emotionale Sommerloch, in welches ich schon fast regelmässig Anfang August hineinfalle. In diesem Jahr war ein Auslöser sicherlich das miese Wetter, welches so gar nicht mit einer Sommererwartung in Einklang zu bringen war. Ich bin x-mal mit der Rikscha im Regen rumgefahren und musste dafür auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen.
Dann begann das Jammern über meine fehlenden handwerklichen Begabungen (siehe letzten Blogpost) und überhaupt hing ich einfach durch, wurde lustlos und fand zunehmend alles einfach anstrengend, mühsam und doof. Ich mochte noch nicht mal Blogeinträge schreiben...
Irgendwie sind mir alle möglichen Ziele abhanden gekommen. Die Hausumbauten sind grösstenteils abgeschlossen, der Morgenjob plätschert so vor sich hin und das Rikschageschäft läuft auch nur mässig (siehe Wetter). Zudem fehlt mir die Aussicht auf Urlaub und Veränderung. Ich glaube, dass ich 2021 gar keine "offiziellen" Ferien machen werde. Als Corona-Ungeimpfter kann ich eh nicht ins Ausland reisen und nachdem ich grosse Teile meiner Ersparnisse in den Hausumbau gesteckt habe, kann ich mir Ferien auch nicht wirklich leisten und so gesehen ist es wohl einfach besser, wenn ich 2021 durcharbeite. Tja...
Nun hat sich das Wetter täglich verbessert und heute soll es doch tatsächlich an die 30° Grad geben. Das hellt nun auch ganz merklich meine Stimmung auf. Da freue ich mich auch auf eine schweisstreibende Rikscharundfahrt heute Abend, die wir mit zwei Rikschas durchführen werden.
Übrigens. Ich will nochmals auf den letzten Blogeintrag zu sprechen kommen. Ich stelle nämlich fest, dass die Bewertung eines Sachverhalts (ich packe Dinge x-mal an, bis ich zufrieden bin) sehr stark von der eigenen Gemütslage abhängt. Als ich den Beitrag geschrieben habe, fühlte ich Schwäche, ein Mangel an Vorstellungskraft, fehlende handwerkliche Begabung und Unzulänglichkeit. Das prägte dann eine eher negative Sichtweise.
Nur schon zwei Tage später sehe ich das nun aber ziemlich anders und einiges positiver. Man kann ja auch einfach sagen, dass dieses schrittweise Vorgehen und stetige Verbessern einen Lernprozess darstellt, den ich durchlaufe. Quasi "learning by doing" 😉. Ich besuche nicht zuerst einen Schreinerkurs um zu lernen, wie man einen Garten-Geräteschrank aufbaut, sondern ich baue einfach mal drauf los. Mit genau den Mitteln, Materialien, Werkzeugen und Fähigkeiten, die mir gerade zur Verfügung stehen. Dann stellen sich erste Probleme und ich muss mich weiterentwickeln, lernen, wie ich dem Problem begegne und wie ich die Sache lösen oder zumindest verbessern kann. Dann geht es weiter, bis zum nächsten Problem, und so weiter.
Natürlich ist das nicht das beste Vorgehen, doch es entspricht nun mal meinem Naturell und so lange ich nicht aufgebe und ein Problem nach dem Anderen löse, solange ist es doch völlig o.k. Irgendwann erreiche ich doch meist einen Zustand oder ein Ergebnis, mit dem ich dann zufrieden bin. Es zeigt sich halt einfach, dass ich ein eher spezielles (um nicht zu sagen: problematisches) Verhältnis mit dem Thema "lernen" habe. Schon in der Schulzeit ist mir jegliche Freude an systematischem, auf Theorie aufbauendem Lernen abhanden gekommen. Ich verachtete theoretische Lehrer und war viel stärker zu praktischen Vorbildern hingezogen. Ich wollte, dass mir jemand zeigt, wie etwas geht/funktioniert und nicht, dass es mir erklärt wird...
Und das zieht sich halt durch mein ganzes Leben. Im Ansatz kann ich sehr vieles, doch von der Pieke auf gelernt habe ich nur sehr wenig. Und somit komme ich halt nie über das Niveau eines begabten Bastlers hinaus und werde wohl nie in einer Sparte zu einem Profi. That's the way it is... Sei es nun bei handwerklichen Tätigkeiten oder auch bei eher abstrakten Informatik-Dingen. Ich schmiss vor 10 Jahren meinen Job als Netzwerk-Projektleiter weil ich merkte, dass mein Wissen veraltet war und ich nochmal kräftig die Schulbank hätte drücken müssen um die Zeit bis zur Pensionierung erfolgreich zu gestalten. Das entsprach mir nicht und ich konnte mich nicht dazu überwinden. Also wurde ich Rikschafahrer. Da reicht etwas physische Stärke und menschliche Empathie...
Ich will das alles nicht werten. Ich bereue nichts und akzeptiere meine Schwächen. So läuft das bei mir nun mal. Das hängt vielleicht auch mit fehlender Neugier zusammen. Bis jetzt habe ich in meinem Leben noch keinen Themenbereich gefunden, in dem ich wirklich Profi mit fundiertem Wissen werden wollte. Ich habe halt keine eindeutigen Neigungen und Fähigkeiten sondern ich bin halt der geborene Bastler, der sich durch viele Bereiche des Lebens -nach bestem Wissen und Gewissen- so durchmogelt und einfach schaut, dass er möglichst genussreich über die Runden kommt. 😇