Montag, 16. Oktober 2023
freier Montag
Es kommt nicht oft vor, dass ich montags frei habe. Diese Woche wollte mein Job-Sharing-Partner die Arbeitstage tauschen, weil er gegen Ende der Woche Besuch aus dem Ausland kriegt. Deshalb habe ich nun Montag und Dienstag frei, muss dafür Mittwoch, Donnerstag und Freitag früh aus den Federn.
Nach etwas Regen und spürbar tieferen Temperaturen über das Wochenende hält nun ein paar Tage ein Hochdruckgebiet Einzug und somit bleibt es trocken und mehrheitlich sonnig. Im Vergleich zu letzter Woche hat sich einfach die Temperatur halbiert. Am Freitag war es noch 25° Grad, während der heutige Höchstwert mit 12° Grad hervorgesagt wurde. Ich musste also erstmal darüber nachdenken, wie ich mich denn für eine Radtour richtig kleide. Klar, mit langer Hose, doch wie viele Schichten am Oberkörper? Ich entschied mich nur für ein T-Shirt und darüber eine Übergangsjacke. Zur Sicherheit packte ich noch ein Langarmtrikot mit in die Fronttasche.
Ich hatte nichts Grosses vor. Ein paar Besorgungen, einen Kaffee am Pistenende und einen Besuch bei meiner Mutter im Altersheim, das war der grobe Plan.
Die Besorgungen waren rasch erledigt und auf dem Weg zu der Imbissbude am Pistenende bat ich einen Fussgänger, das heutige Tagesfoto zu schiessen. Das ist nicht übel, doch die beleuchtete Landepiste sieht man genauso schlecht, wie das doch recht respektable Alpenpanorama. Das Fotoprogramm meines Smartphones kann das halt nicht besser. Das menschliche Auge fokussiert sekundenschnell auf verschiedene Objekte, während die Smartphone-Kamera einen Mittelwert über das ganze Bild errechnet. Somit wird dann alles fast gleichmässig scharf und flach.
Seit zwei Wochen ist meine Mutter nun in einem Altersheim. Das ist (für mich) eine ziemlich schwierige Sache. Ihre fortschreitende Demenz liess uns irgendwann keine andere Möglichkeit mehr sehen. Es wurde schlicht zu gefährlich um sie alleine in ihrer Wohnung zu lassen und wir konnten sie auch nicht so umfassend betreuen, damit sichergestellt war, dass sie ihre Medikamente wirklich regelmässig einnimmt und dass in einem Notfall rechtzeitig Hilfe kommen würde. Sie hat alles vernachlässigt und vergessen. Selbst so simple Dinge wie die eigene Körperpflege. Es konnte so einfach nicht mehr weitergehen.
Aber natürlich beelendet es mich nun, wenn ich meine Mutter in einem Alters- und Pflegeheim besuche, wo andere Mitbewohner kaum mehr gehen können, nur noch wirres Zeug stammeln oder aus dem Mund sabbern. Es erscheint mir wie das Wartezimmer des Todes... (und das ist es wohl auch). Interessanterweise fühlt sich meine Mutter dort nicht unwohl. Sie beklagt sich nicht und sie will auch nicht unbedingt wieder nach Hause. Das Problem ist halt einfach, dass meine Mutter jegliche eigene Meinung verloren hat und man so auch nicht erfährt, wie es ihr wirklich geht und was sie selbst darüber denkt. Denn, sie denkt nicht mehr... ihr Kopf ist leer... Sie braucht Fürsorge und Führung und fügt sich widerstandslos ihrem Schicksal. Es ist einfach sehr traurig, wenn man seine eigene Mutter so sieht und erlebt.
Bei meinem letzten Besuch erwähnte eine Pflegerin, dass meine Mutter gerne ein paar Bücher lesen würde und so brachte ich ihr heute drei Krimis vorbei. Als ich im Heim ankam waren viele Bewohner/innen im Gemeinschaftsraum und spielten unter Anleitung zweier Pfleger/innen "Stadt, Land, Fluss", ein allseits bekanntes Wortspiel. Meine Mutter sass auch am Tisch und hat rege am Spiel teilgenommen. Das hat sie mehr interessiert als mein Besuch, was auch völlig o.k. war. Ich setzte mich an den Tisch dazu und verfolgte das Geschehen. Es beruhigte mich sehr, dass es meiner Mutter augenscheinlich gut geht und dass der vermehrte soziale Kontakt, sei es mit dem Pflegepersonal oder mit Mitbewohner/innen, ihr wirklich gut tut. Hier ist sie bestimmt nicht mehr so einsam wie vorher, alleine in ihrer Wohnung.
Auf dem Nachhauseweg fragte ich mich, wie es Karin und mir denn einmal ergehen wird. Wir haben keine Kinder und uns wird im Altersheim wohl niemand mehr besuchen...
PS: Ich musste übrigens schmunzeln als ich sah, dass ich heute vor einem Jahr auch schon mit dem TREK 1120 zur Kyburg gefahren bin (wie am letzten Freitag). Es zeigt sich, wie sich die Jahre ähneln und wie wenig Neues mir einfällt...
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