schwieriger Start
Ich bin also gestern gegen 23:30 Uhr mit dem vollbepackten Bike nach Zürich zum Carparkplatz gefahren, habe dort abgepackt und mit einigen anderen Personen auf den FLIXbus in Richtung Mailand gewartet. Mit etwa einer Viertelstunde Verspätung traf der Bus dann ein und ich war etwas erstaunt, dass kein Heck-Fahrradträger zu sehen war.
Die beiden Fahrer waren ziemlich cool und mein Bike wurde wie ein normales Gepäckstück unter der Fahrgastkabine verstaut. Das fand ich doch recht gut. Auf der Fahrt machten wir in Luzern einen kurzen Zwischenstopp, wo wieder ein paar Leute ein- und ausstiegen und dann ging es direkt nach Mailand, wo wir kurz nach halb fünf Uhr in der Früh eintrafen. Dort musste ich mir dann mehr als zweieinhalb Stunden um die Ohren schlagen, bevor es nach Ancona weiterging. Dieser Bus fuhr von Ancona weiter südlich, bis nach Lecce und er war richtig gut gefüllt. Das führte dann dazu, dass mein Bike nicht mehr in einem STück verladen werden konnte. Ich musste das Vorderrad ausbauen und dann ging es.
Die Fahrt war lang und zäh. Ich konnte nicht schlafen (ich bin für diese SItze einfach zu gross). Kurz vor zwei Uhr am Nachmittag hielt der Bus dann in Ancona und ich stieg mit diversen anderen Leuten aus. Die Lage war etwas unübersichtlich. Viele griffen nach Gepäck, ich nahm mein Bike und das Vorderrad heraus und stellte es etwa zehn Meter weiter an einer sicheren Stelle ab. Als ich zum Bus zurückkam um mein Gepäck abzuholen erschrak ich fürchterlich. Meine kleine, grau Körbchen-Tasche war weg und mit ihr all mein Geld und alle Ausweise. Ich scannte die Umgebung ab, ob ich wen damit weggehen sehe, doch Nichts. Ich fragte beim Buschauffeur nach, der den Gepäckein- und -auslad beaufsichtigte, doch der konnte sich auch an nichts erinnern. Und überhaupt. Sie müssen jetzt weiter.
Da stand ich nun am Busbahnhof von Ancona. Ohne einen Euro/Cent und ohne einen Ausweis. Ich durchsuchte alles und fand eher zufällig meinen Führerschein in einer Hosentasche. Das war noch alles, was mir blieb. Also das heisst: Nebst dem Smartphone, welches ich ja am Körper getragene habe. Ich startete also Google Maps und suchte den örtlichen Polizeiposten. Da fuhr ich dann auch hin, meldete den Diebstahl und erstattete Anzeige. Der Beamte war ziemlich relaxt. "Ja, das kommt vor. Aber sie haben ja noch ihren Führerschein, das reicht schon." Ehrlich? Ich war ziemlich überrascht. Und wie komme ich nun zu Geld? Ich kann mir noch nicht einmal etwas zu trinken kaufen. "Gehen Sie beim Bahnhof zu Western Union und lassen Sie sich von Ihrer Frau Geld schicken. Das geht ganz einfach und schnell." Ehrlich? Habe ich -oder haben wir- noch nie gemacht.
Irgendwie störte ich die Ruhe im Polizeiposten. Der Beamte drückte mir eine Kopie seines Rapports in die Hand und offerierte mir noch eine kleine Flasche Mineralwasser aus dem Automaten im Korridor. Das war's dann. Zumindest für ihn.
Ich stieg also wieder aufs Rad und suchte den Western Union Shop in Bahnhofsnähe. Ich telefonierte mit Karin und siehe da, etwa eine halbe Stunde später hatte ich wieder Geld in der Tasche und konnte wieder am Leben teilnehmen. In der gestohlenen Tasche war auch mein Kulturbeutel. Ich musste also Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, Sonnencreme und anderen Kleinkram wieder beschaffen, was am heutigen Tag nicht ganz einfach war. Hier wurde nämlich ein grosses Stadtfest gefeiert und fast alle Geschäfte waren geschlossen, dafür war die Hauptstrasse über mehrere Kilometer mit Marktständen gesäumt. Auch nett, doch mir war der Sinn irgendwie nicht so danach.
Diese Diebstahlgeschichte war natürlich der grosse Aufreger. Da war echt viel Bargeld drin und eine korrigierte Sonnenbrille, die auch an die Fr. 1'000 gekostet hat. Ja, Italien hat mich heute nicht sonderlich nett begrüsst. Ich versuche den Ärger etwas zu verdrängen und mich auf die kommenden Rad-Tage zu konzentrieren...
Unter diesem Link findet man die GPS-Strecke nach Zürich und hier die Velo-Odysee in Ancona. Und hier noch der Link zum Fotoalbum des heutigen Tages.