Samstag, 4. Dezember 2021
muss das wirklich sein?
Eine warme Südwestfront überquert unser Land und bringt viel Regen bei sechs bis acht Grad über Null. Es regnet und windet und trotzdem stehen zwei Buchungen im Kalender. Hoffentlich klingelt das Telefon und die Fahrten werden abgesagt/verschoben. Ich will nicht raus!
Das Telefon blieb stumm und jammern hilft auch nichts. Also packe ich meine Sachen, hole den Regenoverall aus dem Keller und mache mich mit dem Motorrad auf den Weg in die Stadt. Was für ein Mistwetter! Dort das grosse Umziehen. Regenhose, Regenjacke und auch an der Rikscha montiere ich alle möglichen Regenverdecke. Meinen Geist zwinge ich zur Ruhe. Nicht ärgern, einfach machen!
Natürlich frage ich mich, wer bei solch einem Wetter eine Rikschafahrt bucht. Ich treffe dann auf eine Mutter mit Tochter aus dem Allgäu. Die Tochter arbeitet hier in Zürich und die Mutter ist zu Besuch. Mit der Rikscha möchten Sie die Stadt erkunden. Der Termin steht fest und auch durch die garstigen Bedingungen lassen Sie sich nicht vom vorgefassten Plan abbringen. Na denn! Eine stündige Fahrt bestreite ich aus dem FF. Da vergeht die Zeit recht schnell und meist muss ich mich gegen Schluss etwas beeilen um zeitlich nicht zu überziehen. Somit bleibt wenig Raum für schlechte Laune.
Danach gibt es nur eine halbe Stunde Pause bis zur zweiten Fahrt. Die ist etwas speziell. Eine "private Tour", mit definierten Start und Ziel. Bis zum Startort brauche ich schon knapp 20 Minuten, da bleibt nur noch Zeit für eine schnelle Zigarette. Ich wechsle noch kurz die Decke in der Rikscha (leicht feucht gegen trocken) und schon geht es los. Die Fahrgäste sind ein junges Paar, wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie schon ein Paar sind oder nicht. Sie hat alles organisiert und ihr Werben um seine Gunst ist echt hinreissend. Sie hat alles organisiert, inklusive Halt beim "singing christmas tree" und anschliessendem Essen in einem noblen Lokal. Da wird er wohl schon schwach werden 😉😁.
Immerhin, nach etwa 10 Minuten Fahrzeit hörte der Regen endlich auf und wir konnten das vordere Regenverdeck hochrollen. Das macht es natürlich gleich schöner und noch etwas romantischer. Ich fuhr so ziemlich alle Weihnachtsbeleuchtungen ab und hatte natürlich stets die Uhrzeit im Blick, damit wir passgenau zum Auftakt der singenden Kinder beim überdimensionalen Weihnachtsbaum ankamen. Perfekt! Die zwei stiegen aus und so kam ich zu einer kurzen Pause. Danach nur noch eine kurze Fahrt bis zum Restaurant, wo die Beiden gutgelaunt ausstiegen. "Mission accomplished". Zeit für den Rückzug.
Zwei Dinge möchte ich noch festhalten. Erstens: Es ist schön, dass es -trotz Corona- wieder Weihnachtsmärkte in der Stadt gibt. Das versprüht einfach sehr viel Charme. Trotzdem irritiert es mich ein wenig, wie sich hier tausende von Menschen auf engsten Raum drängen und ohne Masken Glühwein trinken und feiern. Natürlich sind die Weihnachtsmärkte abgesperrt und man erhält nur mit einem 3G-Zertifikat Eintritt. Trotzdem... Ob das klug ist, während im ganzen Land die Fallzahlen durch die Decke schiessen? Meine Sache wäre es nicht...
Zweitens: Bekleidung und Temperatur. Die Heizsohlen hatte ich zwar dabei, jedoch nicht eingesetzt. Ich kriegte über die vier Stunden zwar kalte Füsse, doch es war nie wirklich schlimm. Bei der Regenbekleidung ist es halt immer so eine Sache. Entweder werde ich bei Regen nass von aussen oder von innen. Mit Regenjacke und -hose ist also das Zweite der Fall. Schwitzen lässt sich beim Rikschafahren nicht vermeiden und so staut sich dann die Feuchtigkeit innen an den Regenkleidern. Immerhin ist das eine warme Feuchtigkeit und solange ich in Bewegung bin, ist das kein Problem. Erst wenn ich stehen bleibe und abkühle, beginne ich schnell zu frieren. Ausserdem brauche ich zusätzliche, trockene Kleider, damit ich später auf dem Heimweg mit dem Motorrad nicht erfiere. Das ganze Kleiderthema ist bei solchen Wetterbedingungen echt aufwändig.
Fazit: Trotz meines inneren Widerwillens empfand ich schlussendlich eine gewisse Genugtuung und Zufriedenheit. Ich konnte auch heute vier Menschen ein schönes Erlebnis bieten, welches ihnen vermutlich in guter Erinnerung bleiben wird. Ich habe dabei Geld verdient, welches ich gut gebrauchen kann und das Plus an Bewegung hat auch gut getan. War also alles nur halb so schlimm 😉.
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