Samstag, 30. August 2008
Cima Coppi, Passo Stelvio
Kurz nach 04:00 Uhr schob ich einen Teller Teigwaren, die ich gestern vorgekocht hatte, in den Mikrowellenherd. Noch schlaftrunken schenkte ich mir ein Glas Milch ein und setzte mich zum "Frühstück" an den Tisch. Eigentlich erwartete ich, dass ich so früh am Morgen überhaupt keine Lust auf Pasta hätte, doch ich kann sagen, dass es mir ausgezeichnet schmeckte. Die Kohlenhydrate werde ich im Laufe des Tages bestimmt noch verbrennen.
Die Fahrt ins Engadin verlief problemlos und gegen 08:30 Uhr konnten wir uns in Santa Maria bereits in den Sattel schwingen und in Richtung Glurns, zum vereinbarten Treffpunkt fahren. Da wir etwas früher als geplant dort ankamen, konnten wir in einem Strassenkaffee leckeren italienischen Cappucino trinken und auf Matthias warten. Es wimmelte schon jetzt vor Bikern und Rennvelofahrern, die wohl alle das gleiche Ziel wie wir hatten, die Cima Coppi, den Aufstieg vom Prad auf das Stilfserjoch, von 930 M.ü.M. auf 2'760 M.ü.M., 1'830 Höhenmeter an einem Stück.
Nach der Begrüssung von Matthias machten wir uns zu Dritt auf in Richtung Prad. Man sah immer mehr Radfahrer... und als wir in Prad angekommen auf die Via Pricipale einbiegen, stossen wir auf einen dichten Strom von Menschen auf Fahrrädern. Man sah wirklich alles. Viele Rennradfahrer und fast genauso viele Mountainbiker, dazwischen ganze Familien mit Kindern, Männer mit Anhängern, sogar ein, zwei Liegeräder sehe ich. Nun kommt man auf die offizielle, für Autos und Mottorräder gesperrte Strecke. Die Polizei riegelt den motorisierten Verkehr völlig ab und schon bald befindet man sich im beginnenden Anstieg und hat die ganze Strasse zur Verfügung. Herrlich. Immer wieder überholt man Andere und immer wieder wird man selbst überholt. Jeder (oder jede Gruppe) fährt sein eigenes Tempo weil klar ist, dass man sich die Kräfte einteilen muss. Eine friedliche, schöne Stimmung. Eine kleine Prozession, die in den 48 Kehren bis zum Gipfel immer stiller wird.
Beim zweiten Verpflegungsposten habe ich das Foto links gemacht. Man erkennt das Hotel auf der Passhöhe und wie sich die Strasse entlang des Hangs in die Höhe windet. Von da weg hatte ich dann eine kleine Krise. Ich fühlte mich richtig leer, obwohl noch 500 Höhenmeter anstanden. Ich musste darum etwas langsamer fahren und vergegenwärtigte mir die Worte von Peter: "wenn es nach der Kurve nach rechts geht, siehst Du zum schneebedeckten Ortler hinüber und wenn es nach Links geht schaust Du zur Passhöhe hinauf und freust Dich auf's Gipfelfoto." Das Foto rechts war dann aus der zweitletzten Kurve aufgenommen und man kann darauf etwa erkennen, wie viele Leute unterwegs waren.
Auf der Passhöhe angekommen, waren wir dann plötzlich mitten im Trubel. Unglaublich, die vielen Leute. Alle waren bestens gelaunt und überall klickten Fotoapparate. Links zeigt den Blick zurück, in Richtung Ortler (Süden) und rechts die Bauten auf der Passhöhe sowie den Blick in Richtung Schweiz (Norden).
Nach einer Verpflegungspause zogen wir für die Abfahrt die gekauften Souveniertrikots an. Schöne, weisse Bikeshirts mit Cima Coppi Aufdruck, für 15 Euro, da kann man echt nicht meckern. Und bei der offiziellen Passtafel wollten wir natürlich auch noch ein Bild machen. Man glaubt es kaum, doch wir mussten bestimmt 5 Minuten anstehen, bis wir dran waren um vor dem Schild zu posieren. Das hat sich aber geloht, ein wirklich gelungenes Erinnerungsfoto.
Die anschliessende Abfahrt war dann Genuss pur. Da auch der Umbrail-Pass heute verkehrsfrei war, konnte man richtig runterheizen und musste nicht hinter jeder Kurve ein Auto vermuten. (Maximalgeschwindigkeit heute = 72,6 km/h). Das hat richtig Spass gemacht. Auch deshalb, weil man Soviele überholen konnte, wie sonst in einem ganzen Jahr. Viele fahren sehr vorsichtig oder können es einfach nicht besser. Matthias, Peter und ich pflügten uns unseren Weg links und rechts vorbei . Cool!
In Santa Maria angekommen verluden wir die Bikes ins Auto und genehmigten uns in einem nahen Restaurant noch Kaffee und Kuchen, wobei wir den ereignisreichen Tag ein erstes Mal Revue passieren liessen. Schön war's! Wir verabschiedeten uns dann von Matthias, er fuhr mit dem Fahrrad zu seinem Hotel, während Peter und ich unsere Heimreise im Auto antraten. Es hatte zwar deutlich mehr Verkehr als am Morgen, doch wir kamen zügig voran, so dass ich plangemäss, kurz vor 20:00 Uhr dann zu Hause war.
Trotz der langen Autofahrerei hat sich diese Strassen-Radtour wirklich gelohnt. Die vielen friedlichen Menschen und das traumhafte Spätsommerwetter haben ihren Teil dazu beigetragen. Der Tacho sagt: 63km., 4:00 Std., 1'900 Hm
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Kommentare
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Peter am :
Wenn wirklich noch weitere Alpenpässe an Wochenenden autofrei sein werden, werde ich das sicher noch mehrmals machen - trotz der Massen.
PS: Wo hast Du noch die Energie hergenommen, den Eintrag zu schreiben? Ich lag um halb 10 im Bett und hab geschlafen.
klaus am :
Dein Bericht und die Bilder bauen mich richtig auf. Den Termin Deiner Fahrt auf das Stilfserjoch werde ich mir in den Kalender für das nächste Jahr schreiben. Bis dahin müßte ich dann wieder voll fit sein. Heute sind die Klammern gezogen worden und morgen kann ich den Kraftraum und die Schwimmhalle neben den sonstigen Anwendungen nutzen. Erst hier ist mir klar geworden, welchen Muskelschwund ich gehabt habe (trotz FitnessCenter seit 2 Jahren).
Ich kann nur jedem raten, der ein Hüftproblem hat, ganz gezielt den Orthopäden Und die Krankengymnastik zu fragen, welche Übungen man gegen den Muskelschwund machen kann, der durch die Schonhaltung entstanden ist. Denn mir hat weder der Orthopäde noch die Krankengymnastin von sich aus etwas gesagt. Es wird lange dauern, bis die Muskeln wieder so hergestellt sind, wie im gesunden Bein.
Ich freue mich auf die noch kommenden Berichte, so daß ich träumen kann.
Klaus
PS: wenn ich gute Bilder vom Rad habe schicke ich sie Dir.
jürg am :
Alle Achtung, gute Aufnahme der Passstrasse mit all den Ameisen auf Rädern.
Gruss, Jürg
Als Aargauer unterwegs am :