Dienstag, 18. Februar 2020
(4) nach Villarmosa
Heute war irgendwie nicht mein Tag. Ich kämpfte mit technischen Problemen (und mit meiner Verdauung). Als wir am Morgen die Bikes aus der Garage holten, war mein Hinterrad platt. Blöd - sollte mit Dichtmilch eigentlich nicht vorkommen. Ich hatte zwar schon in den letzten Tagen schleichend Luft verloren, dass nun aber über Nacht alle Luft entwichen ist, das hat mich schon überrascht. Aber man bleibt ja positiv: "Die Dichtmilch wird das schon schaffen!" also einfach aufpumpen und losfahren.
Nach wenigen Kilometern stellte ich dann fest, dass mit dem Freilauf irgend etwas nicht stimmt. Wenn ich das Bike schiebe, drehen die Pedale mit, das sollte so nicht sein. Bei unserem ersten Verpflegungshalt bauten wir deshalb das Hinterrad aus und den Freilaufkörper ab um uns die Sache anzusehen. Es scheint eine Dichtung verklemmt zu haben und die sorgt jetzt für so viel Reibung, dass eben die Pedale lange mitbewegt werden, bevor der Freilauf frei zu laufen beginnt. Peter und Jürg hatten dann die Idee, diese Dichtung so "Mac Gyver mässig" mit dem Schweizer Taschenmesser zurechtzuschnitzen, dass es besser passt. Ich hätte die Dichtung einfach rausgeworfen. Die durchgeführte Quasi-Reparatur war aber sicher die bessere Lösung.
Später, im langen Aufstieg hoch nach Enna musste ich hinten schon wieder nachpumpen... zudem schaltete sich mein Bike nicht wirklich gut. Mir begann -nebst der Anstrengung des Anstiegs- dieser Technikquatsch auf die Nerven zu gehen. Ich will einfach nur radfahren! Das Zeug hat zu funktionieren!
Auf 975 Metern über Meer waren wir dann nicht nur am höchsten Punkt von Enna, sondern auch am höchsten Punkt unserer ganzen Sizilien-Reise und die 360° Grad Rundumsicht war wirklich atemberaubend und belohnte für die Mühen des Anstiegs. Wir machten ein paar schöne Fotos und als wir uns auf die Suche nach einer Bar/Pasticceria/Pizzeria für die Mittagspause aufmachen wollten, hatte ich hinten schon wieder fast keine Luft mehr im Reifen. Es war also klar, dass ich nun etwas unternehmen muss - sprich einen Schlauch in den Reifen montieren. Zum Glück hat mir Peter geholfen... (ich war schon sehr genervt).
Ein paar Kilometer weiter fuhren wir auf einer alten, verlassenen Strasse entlang eines Hügelzugs, die plötzlich im Nichts endete. Ein etwa 300 Meter breiter Erdrutsch hat vor einigen Jahren diese Strasse ganz einfach mitgerissen. Da lag nun sehr viel grobes Geröll und zwischen den teils riesigen Steinen wucherte viel dorniges Gestrüpp. Aber uns war sofort klar, dass Umkehren keine Oprion ist. Also heisst es das Bike mit allen Taschen tragen, sich über die Steine zu balancieren ohne hinzufallen und den gröbsten Dornensträuchern auszuweichen. Es war eine echte Qual und wir brauchten fast eine halbe Stunde für diese paar hundert Meter. Auf der Gegenseite angekommen zeigten wir uns gegenseitig unsere Kratzer... Jeder blutete irgendwo an Unterschenkeln oder Armen...
Dann folgte eine ruppige Abfahrt über eine völlig zerstörte und durch viel Regen ausgewaschene Schotterstrasse und kurz vor der Talsohle hörte ich es am Hinterrad zischen. Das gibt's doch nicht! Nun auch noch ein Loch im neu eingezogenen Schlauch. Ich hätte heulen können. Also Rad ausbauen, Schlauch rausfriemeln, Loch suchen, flicken und alles wieder zusammenbauen. Wieder vergeht unnötig viel Zeit.
Auf unserem Tagesplan stand jedoch noch eine Flussdurchquerung (siehe Tagesbild) und ein anschliessender Schlussaufstieg von etwa 400 Höhenmetern. Wir mussten uns also ranhalten, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit das gebuchte Agriturismo erreichen. Der Bach/Fluss war dann so breit dass klar war, hier kommt man nicht ohne nasse Füsse rüber. Also anhalten, Schuhe und Socken ausziehen, durchs kalte Wasser waten (ohne hinzufallen) und auf der Gegenseite wieder Socken und Schuhe anziehen. Alles braucht Zeit...
Es wurde dann kurz vor sechs Uhr, als wir bei einsetzender Dämmerung vor die Villa Assunta, unsere heutige Unterkunft vorfuhren. Die Chefin begrüsste uns überschwänglich und sehr herzlich. Sie zeigte uns unsere Zimmer und fragte gleich nach, ob sie noch unsere Bikekleider waschen soll. Ein toller Service! Danach endlich ab unter die warme/heisse Dusche. Was für ein Tag!
Etwas sehr schönes in solchen Agriturismo ist jeweils das Abendessen. Man muss nicht lange diskutieren was es gibt und was man gerne möchte. Es wird einem einfach reichlich Essen vorgesetzt und Italien sei Dank, es schmeckt eigentlich immer vorzüglich. Heute gab es zur Vorspeise Käse, Salami, Sardinen, Tomaten, Stücke von Spinat- und Kartoffel-Wähe. Dann als Primi Piatti Teigwaren (Orechietti) mit Hackfleisch-Sugo und als Hauptgang gegrilltes Geflügel. Zum Dessert dann noch Mandarinen und lokal gemachten Torrone. Dazu Bier und Wein. Herrlich!
Ich war nicht unglücklich, dass es in der Villa Assunta keinen Internetzugang gab. So konnte ich -wie die Anderen auch- nach dem Nachtessen nur noch kurz die Zähne putzen und dann ab ins Bett. Müde waren wir alle. Ich schlief sofort ein...
Hier der Link zu der GPS-Aufzeichnung des heutigen Tages (51 km., 4:12 Std., 1'371 Hm.). Die Fotos von heute sind im Fotoalbum abgelegt oder direkt über diesen Link zu sehen.
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Kommentare
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Karin am :
Uff, hoffentlich halten Deine Reparaturen bis zum Ende des Urlaubes!
Beat am :
Wird schon klappen. Mit Peter haben wir ja den weltbesten Bikemechaniker dabei! 😉
Monika am :
Wusste nicht, dass es mit Milch doch noch Platten gibt und dass es in Sizilien so morastig sein kann. Immerhin habt Ihr geniales Wetter erwischt. Weiterhin eine gute und pannenfreie Fahrt!
Beat am :
Löcher in Reifen und Schlauch gibt es natürlich immer noch, nur sollte die Dichtmilch dann diese Löcher schnell verschliessen. Bei mir war das Problem, dass die Dichtmilch schon völlig eingetrocknet war und deshalb gar nichts Flüssiges mehr da war, was das Loch hätte abdichten können. Muss wohl beim Einfüllen die Dichtmilch in der Flasche zuwenig geschüttelt haben, so dass sich die verschiedenen Ingredienzen zuwenig vermischt haben (Annahme).