Montag, 24. Februar 2020
(10) nach Licodia Eubea
Zum heutigen Tagesbild gibt es eine Hintergrundgeschichte und die geht so: In unserem Appartement in Niscemi hatten wir keine Möglichkeit unsere Bikes sicher unterzubringen. Das sah auch unsere nette Vermieterin ein und deshalb hat sie uns angeboten, dass wir unsere Fahrräder in ihrer Privatgarage abstellen können. Sie wohne nur 5 Minuten entfernt. Also fuhren wir nach unserer Sightseeing-Runde zu der besagten Garage und klingelten an der Eingangstüre. Sie kam und öffnete ein riesiges Garagentor. In der Grage stand ein Lastwagen 🚚, vollgeladen mit Tomaten. Ihr Mann kam dazu und erzählte uns, dass er Tomaten 🍅 produziere und am Montag abliefere. Wir müssten unbedingt seine Bio-Tomaten probieren. Er gab uns strauchweise kleine Cherry-Tomaten (rote und gelbe) und dann auch noch Fleischtomaten. Wir mussten uns richtig wehren, dass er uns nicht gleich kiloweise Tomaten mitgab. So lieb... 💟
Einen Teil dieser Tomaten verarbeiteten wir dann gestern zu Insalata Caprese und zur Bolognaise-Sauce für die Spaghetti. Dann gab es heute zum Frühstück Tomaten und auch in die Sandwiches für den heutigen Tag packten wir davon und trotzem blieben noch welche übrig. Was tun? Diese voll ausgereiften Früchte schmecken so gut, dass wir sie einfach nicht wegschmeissen konnten und deshalb packten wir die letzten Zweige mit Cherry-Tomaten ins Gepäck und naschten bei unseren Verpflegungspausen davon.
Als wir dann in Caltagirone auf der obersten Treppe der "Scala Santa Maria del Monte" sassen und ein Gruppenfoto machen wollten, kramten wir unsere (endlich) letzten Tomaten hervor und jeder nahm davon eine in den Mund. Dann kam Peter auf die Idee, dass ich bei der Booking.com-Bewertung des Appartements doch dieses Foto posten und mich so nochmals recht herzlich für die vielen Tomaten bedanken könne. Eine gute Idee. Das werde ich nächste Woche, von zuhause aus, dann auch tun.
Nun noch zum heutigen Tagesablauf. Nach einer rassigen Talfahrt runter von Niscemi durchquerten wir ein Gemüse-Tal auf schönen Schotterstrassen. Danach folgte ein längerer Anstieg auf einen Hügelrücken. Die Schotterstrasse wurde zum Karrenweg und letztendlich zu einem steilen Wanderweg. Wieder mussten wir zeitweise absteigen und schieben. Wieder war dies ziemlich kräftezehrend. Als wir dann endlich oben, auf dem Rücken des Hügels, angekommen sind, war es Zeit für eine erste (Tomaten-)Verpflegungspause und dabei zogen wir unsere verschwitzten Trikots aus um sie etwas an der Sonne zu trocknen. Das war gleich wieder ein ziemlich harter Beginn.
Es folgten etwa zehn wellige Kilometer bevor wir dann nach Caltagirone, dem Keramikzentrum Siziliens, kamen. Im Vergleich zu Niscemi war rasch klar, dass dies eine wohlhabendere Gemeinde ist. Es war viel sauberer und die Häuser sahen gepflegter aus. Die Herstellung und der Vertrieb von Keramikprodukten hat dieser Kleinsatdt zu Wohlstand verholfen.
Natürlich mussten wir bei der berühmten und sehr langen Scala Santa Maria del Monte einige Fotos schiessen und ich besuchte auch drei Keramikgeschäfte um mir die Produkte anzusehen. Da gab es sehr viele schöne Sachen, doch nichts, was man noch eine Woche mit den Fahrrad durch Sizilien transportieren möchte, Natürlich war danach die Zeit für einen ausgedehnten Cappucchino-Halt gekommen.
Remy und Peter spürten die Belastung der letzten Woche am stärksten und hatten keine Lust mehr auf Schotterstrassen und Schiebepassagen. Also konsultierten wir die Karte und entschieden, dass sie zwei auf der Strasse in die nächste grössere Ortschaft (Grammichele) fahren, wo wir uns auf dem zentralen, sechseckigen Platz wieder treffen werden. Jürg und ich nahmen die vorgeplante Route mit einem Zusatzhügel in Angriff. Der Weg führte uns dann durch ein einsames Tal, welches immer enger wurde. Irgendwann waren wir von Hügeln umgeben und es war klar, dass es wohl bald wieder ziemlich steil berghoch gehen sollte. Immerhin: Es blieb bei einem Karrenweg. Wir mussten dennoch ein paar Mal absteigen und schieben doch geschätzte 95% waren fahrbar.
Wie verabredet trafen wir im Zentrum von Grammichele dann auf Remy und Peter. Grammichele ist architektonisch ein sehr interessanter Ort. 1693 wurde die Ortschaft durch ein grosses Erdbeben völlig zerstört und danach von Grund auf neu aufgebaut. Es gibt einen grossen, sechseckigen Platz, von wo sechs schnurgerade Strassen in alle Himmelsrichtungen führen. Dann wurden Häuser gebaut und das Strassenbild sieht jetzt aus wie ein grosses Spinnennetz (siehe Foto im Album). Das Ganze war schon sehr hübsch und interessant anzusehen. Wir waren aber irgendwie der Meinung, dass dies kaum oder nur sehr schlecht vermarktet wird. Da steckt viel Potential drin. Wenn wir an die zentralen Plätze in Siena oder in Lucca denken... da geht die Post ganz anders ab. Hier gibt es vier Bars rund um den Platz, wovon heute Montag genau eine Bar geöffnet hatte. Keine Souveniershops oder interessante Geschäfte, keine Marktstände oder sonstwas. Es war ziemlich tote Hose. Irgendwie schade...
Von Grammichele zu unserem Tagesziel in Licodia Eubea waren es nur noch etwa 10 Kilometer und so konnten wir die Sache ziemlich entspannt angehen und auch der Schlussanstieg in dieses recht schmucke Hügeldorf tat nicht mehr sehr weh. Im Ortszentrum dann ein Bier zur Belohnung in der Sonne trinken und dann das Bed and Breakfast beziehen. "Il paesino" ist ein richtig schmuckes Gästehaus mit einem überfreundlichen Vermieter, welcher uns sogar lokale Süssigkeiten ins Zimmer stellte. Die Dusche funktionierte super und so konnten wir uns einigermassen wieder herstellen. Der nette Vermieter reservierte uns dann auch gleich noch einen Tisch im besten Lokal dieses kleinen Dorfes und da schlemmten wir nun die letzten drei Stunden, Das sollte wieder Kraft geben für die Tage, die da noch kommen werden.
Hier der Link zur GPS-Aufzeichnung des Tages (54km., 3:38 Std., 1'252 Hm). Und hier der Link zu den Fotos des Tages.
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Kommentare
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Monika am :
Deine Beiträge sind wirklich sehr gut und detailgetreu geschrieben. Da kann man Euer Abenteuer gleich ein wenig miterleben. Mit einem bepackten MTB jeden Tag um die 1'000 Hm bewältigen, dann noch schieben oder tragen ist eben schon viel anstrengender als ein Eintagestürchen mit einem gewichtsoptimierten Bike.