Samstag, 27. Juni 2020
Tubeless-Basteln
Heute Morgen war ich um 09:30 Uhr mit Jürg für eine Bikerunde verabredet. Als ich das TREK 1120 aus dem Schuppen rollte, stellte ich erstaunt fest, dass der Vorderreifen platt ist. Komisch. Während ich das Hinterrad öfters mal nachpumpen musste, war das Vorderrad bis heute ziemlich dicht. Ich nahm also die Standpumpe und pumpte auf die gewohnten 0,8 bar. Dann drehte ich das Vorderrad. Vielleicht konnte ich hören, ob irgendwo Luft austritt oder vielleicht sehe ich irgendwo Dichtmilch, was einen Einstich anzeigen würde. Aber, es war weder etwas zu sehen, noch zu hören. Also hoffte ich einfach darauf, dass der Druck bis Ende der heutigen Trainingsrunde reicht.
Jürg wollte heute die Klettereigenschaften seines neuen Bikes testen und deshalb wählten wir eine Runde mit fies steilen Anstiegen, die nur sehr schwer fahrend zu bewältigen sind. Wie sagte Jüg so schön? Steil ist geil! Na ja... für mich bedeutet steil vor allem leiden... (und schieben). Meine über 90 Kilo und die Raucherlunge sind nicht für solche Vorhaben geeignet 🙄.
Wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs, als ich vorne ein schwammiges Lenkverhalten feststellte. Aha. Der Luftverlust ist doch so gross, dass ich nachpumpen muss. Das wiederholte sich dann regelmässig und somit war klar, dass ich das Problem nach der Tour, am Nachmittag, genauer untersuchen und möglichst lösen muss.
Natürlich stellt sich sofort wieder die Frage nach Sinn und Unsinn von Tubeless-Dichtmilch im Vergleich zu konventionellen Fahrradschläuchen. Einen Schlauch zu wechseln dauert maximal 10 Minuten. Tubeless-Dichtmilch zu ersetzen braucht Stunden...
Weil ich keine undichte Stelle finden konnte, war mein einzig verbliebener Lösungsansatz: Alles demontieren, reinigen, neue Dichtmilch einsetzen und hoffen, dass sich dadurch das Problem erledigt. Die Dichtmilch im Vorderrad ist knapp drei Monate alt und sollte demzufolge noch nicht ausgetrocknet sein. So war es dann auch. Ein kleiner, dafür ziemlich wässeriger Rest war noch im Reifen. Die Innenseite des Reifen war wieder so stark verklebt, wie ich bereits am 4. April darüber berichtet habe. Zudem stellte ich fest, dass teilweise Dichtmilch unter das Felgenband gewandert ist, was so nicht sein sollte.
Tubeless-Felgenband habe ich noch vorrätig und deshalb entscheide ich, das Felgenband auch gleich zu wechseln. Also, Ventil entfernen, altes Felgenband abziehen und die Felgeninnenseite mit Alkohol gründlich reinigen. Das Einkleben des neuen Felgenbands ist dann wieder ein ziemlicher Akt. Das Felgenband ist so steif, dass es schwer fällt, dieses flächig auf die gewellte Innenfläche der Felge aufzukleben. Stell ich mich einfach doof an oder muss das so umständlich sein? Egal, ich mach's so gut ich kann.
Frühere Erfahrungen beim Reinigen der Reifen von Dichtmittelresten haben mich gelehrt, dass es einfacher geht, wenn das Dichtmittel völlig trocken ist. Ich drehe deshalb den Reifen von innen nach aussen und lege ihn in die Sonne. Ich habe keine grosse Lust, den Reifen noch heute zu reinigen und deshalb entschliesse ich mich, einen anderen Reifen mitsamt einem Schlauch auf die Felge aufzuziehen. So kann der hartgepumpte Schlauch das neuverklebte Felgenband gut festdrücken. Wie gesagt: neuer Schlauch montieren braucht keine 10 Minuten...
In unseren Breitengraden, wo wir weder mit sehr spitzen Steinen noch mit vielen und groben Dornen zu kämpfen haben, ist die ganze Tubeless-Geschichte schon ziemlich fragwürdig. Natürlich sind die theoretischen Vorteile wie hoher Pannenschutz, weniger Gewicht und die Möglichkeit mit weniger Luftdruck zu fahren ganz nett. In unserer Praxis sind diese Vorteile jedoch ziemlich irelevant und die Nachteile der aufwendigen Montage und dem regelmässigen Dichtmitteltausch überwiegen. In meinem Bike-Bekanntenkreis gibt es neben mir noch genau einen einzigen Tubeless-Fahrer. Alle Anderen fahren zufrieden mit Schläuchen in den Reifen. Und das ist so, obwohl es Tubeless-Dichtsysteme schon über 10 Jahre gibt und einem die Vorteile immer wieder um die Ohren geschlagen werden. Das sagt doch einiges aus...
Trotzdem... Noch gebe ich nicht auf. Ich werde den Reifen reinigen und wieder mit Dichtmilch montieren. Denn erstens habe ich noch Dichtmilch und zweitens will ich nicht so einfach aufgeben. Es wird also bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt eine nächste Tubeless-Bastel-Geschichte zu lesen geben. 😉
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