Mittwoch, 12. Januar 2022
bis am 07.02.2022
"ich wünsche Euch alles Gute und wir sehen uns am Montag, 7. Februar, wieder." Das waren meine Abschiedsworte am Ende meines Morgenjobs. Das wirkte befreiend und gleichzeitig etwas unreal. Ich meine, heute ist der 12. Januar und da klingt 7. Februar fast wie ein ganzer Monat Ferien. 😊 Es ist geschafft! 🤩 🌞🌴🏊 🏖
Befreiend deshalb, weil ich nun 98 Wochen am Stück, ununterbrochen seit dem 02.03.2020, an diesem Morgenjob gearbeitet habe. Klar, es sind nur immer zwei oder drei Morgen pro Woche, doch zumindest geistig ist dies auch nur mein Nebenjob und Rikschafahren mein Hauptberuf. Das Rikschageschäft ist Jaunuar und Februar jeweils geschlossen und deshalb sind diese zwei Monate für mich das einzige Zeitfenster, in dem ich überhaupt Urlaub machen kann. Das ist nun seit 10 Jahren so, seit ich aus dem "konventionellen" Berufsleben ausgestiegen bin.
... nachdenken ... wie die Zeit vergeht ... Blick zurück ...
Damals hätte ich nie geglaubt, dass man mit so wenig Einkommen so gut leben kann. Natürlich profitiere ich von der zuvor geschaffenen Basis aber hauptsächlich funktioniert mein (finanzielles) Leben deshalb, weil es mir keine grosse Mühe bereitet auf (kostspieleige) Dinge zu verzichten. Ich kaufe nur noch Dinge, die ich direkt brauche. Gekocht/gegessen wird zuhause, Restaurants sind mir zu teuer. Kleider kaufe ich fast keine und wenn, dann in den Ferien, wo Kleider günstiger sind als in der Schweiz. Ausser Radfahren und Blog schreiben pflege ich keine wirklichen Hobbys. Das Auto wurde durch ein Motorrad ersetzt. Ja, mein Bestreben nach mehr Einfachheit in meinem Leben hat massgeblich dazu beigetragen, dass die Kosten nach und nach gesunken sind. Heute verdiene ich nicht mal mehr die Hälfte wie vor dem "Bruch", doch ich lebe ruhiger, einfacher und zufriedener. 😇 Ich könnte nie mehr zurück in eine Fünftage-Arbeitswoche mit geregelten Arbeitszeiten, mit Hierarchien, Chefs, vordefinierten Arbeitsprozessen und Richtlinien an die man sich halten muss...
Die gewonnene Zeit ist (für mich) unbezahlbar. Und das eigentlich Paradoxe daran ist, dass ich die gewonnene Zeit nicht einmal sinnvoll nutze 🙄. Ich verplämpere gerne Zeit, bin untätig, faul und lebe einfach so von der Hand in den Mund und in den Tag hinein. Anderen wäre das peinlich oder ganz einfach zuwenig. Doch ich habe keine grossen Ziele oder besondere Talente, die ich ausleben will und verspüre keinen Drang etwas zu erschaffen. Ich akzeptiere, dass ich nicht besonders bin und habe kein Problem damit 😏.
Durch mein Umfeld geprägt habe ich früher nie geglaubt, dass mein aktueller Lebensstil in dieser Leistungsgesellschaft überhaupt möglich ist. Ich bin einfach -wie alle anderen- in diesem Hamsterrad mitgerannt und sah keine Möglichkeit um zu entkommen. Und rückblickend finde ich interessant, dass es bei mir nie diesen "Erleuchtungsmoment" gegeben hat an dem ich mir vornahm, nun alles anders zu machen. Es war eher ein schleichender Prozess, ein dauerndes Vorwärtstaumeln. Dabei war sicherlich hilfreich, dass ich nie ein besonders ängstlicher Mensch war. Irgendwie falle ich immer wieder auf die Füsse und wenn nötig, geht immer wieder irgendwo eine Türe auf...
Ich will hier einfach folgendes klarstellen: Schweizer sind nicht à priori reich. Ich komme nicht aus einer gutbetuchten Familie und auch der Staat schenkte mir keine Millionen zur Geburt. Auch mir wird nichts geschenkt oder wie die Amerikaner so schön sagen: "There is no free lunch". Das Leben kostet Geld und für meinen Lebensunterhalt komme ich vollständig selber auf. Meine aktuelle Lebensart funktioniert wirklich nur, weil ich die Fixkosten so tief wie möglich halte. Doch ich bin ehrlich erstaunt, wie gut das funktioniert.
Und um zu einem Ende zu kommen: 98 Wochen am Stück eingespannt zu sein um Geld zu verdienen ist mir (trotz viel Freizeit) schwer gefallen und deshalb war die Erleichterung auf dem Heimweg deutlich spürbar. Schön! Ich freue mich nun wirklich sehr, die nächsten dreieinhalb Wochen davon zu profitieren! 😎
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/3117-bis-am-07.02.2022.html«