Nach der gestrigen, sehr schönen und nicht allzu schweren Etappe von Noto nach Syracusa stand heute nochmals eine längere, härtere Etappe ins Hinterland auf dem Programm. Die Hauptattraktion heute war das Tal mit den Nekropolen von Pantalica.
Fangen wir aber schön von vorne an. Denn, das Frühstück war echt erwähnenswert. Wir konnten gestern Abend auf einer Liste auswählen, was wir alles zum Frühstück wollten und dieses wurde dann pünktlich um acht Uhr mit einem kleinen Rollwägelchen aufs Zimmer geliefert. Da Peter und ich ein etwas kleineres Zimmer als Jürg und Remy hatten und wir eh lieber gemeinsam frühstücken, haben wir den Frühstückswagen und zwei Stühle in ihr Zimmer gebracht und so haben wir zusammen und ausgezeichnet gefrühstückt. Das B&B Diana in Syracusa ist echt eine Empfehlung wert. Sehr zentral, schöne Zimmer und fast neue Bäder und eben dieses Frühstück... das zu einem vernünftig (günstigen) Preis, da gibt es echt nichts zu meckern. 💯
Nach dem Aufpacken sind wir kaum 100 Meter gefahren, bis wir eine Paninoteca betraten um uns Sandwich-Proviant für unterwegs machen zu lassen. Ein paar hundert Meter weiter, dann bei einem mobilen Frucht- und Gemüsehändler noch von diesen herrlichen Orangen dazukaufen und so fuhren wir dann gut ausgestattet aus der Stadt Syracusa hinaus. Wobei... unser Track führte uns mitten durch einen archäologischen Park (alt-griechisches Theater, römisches Amphitheater). Das war ziemlich witzig. Vor allem der Mann im Tickethäuschen am Ausgang wusste gar nicht so genau, was da passiert, als vier bunte und vollgepackte Biker an ihm vorbei gefahren sind. 😏
Es folgten einige Strassenkilometer und es war nur eine Frage der Zeit, bis wir von der Strasse in einen Karrenweg abbiegen würde. Auch heute sind wir dabei wieder an vielen kläffenden Hunden vorbei gekommen, doch die meisten waren zum Glück eingesperrt und die anderen hatten keine Lust auf Schweizer Haxen.
Wie geplant kamen wir bei Kilometer 17 in den Ort Floridia und machten dort eine erste Cappucchino-Pause. Wir wussten, dass nun eine längere Steigung mit insgesamt etwa 500 Höhenmeter folgt. Einige wünschten sich eine einfache Strassenauffahrt und fragten deshalb nach, was ich denn geplant hatte. Nur, ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr erinnern... ich flunkerte: "ja, ich denke schon, dass es vorwiegend auf der Strasse bergauf geht."
Es stellte sich heraus, dass dies nicht nur geflunkert, sondern schlich gelogen war. Kaum waren wir aus der Ortschaft Floridia hinaus, führte die Strecke in die Vegetation. Zuerst noch auf einem fahrbaren Karrenweg, doch dieser wurde zusehens grober, steiniger und steiler. Schon bald begannen wir zu schieben. Von der Steilheit wäre fahren sicherlich möglich gewesen, doch dieses Gröll, die vielen losen Steine und der felsige Untergrund stellte uns vor grössere Probleme. Etwas verallgemeinert kann man sagen: Für geübte Biker war vielleicht 80% des Anstiegs fahrbar. Wer aber technisch weniger versiert ist und schon müde Beine an den Start brachte, der musste an die 50% schieben und zwischendurch auch mal tragen. Das zerrt dann noch mehr an der Substanz...
Es war ein echter Kampf, bis wir am höchsten Punkt des Tages, auf etwa 650 Meter über Meer angekommen sind. Erschwerend kam heute dazu, dass es stark und kühl windete und dass unsere Strecke (natürlich) immer gegen den Wind führte. Wir waren also alle ziemlich geschafft, als wir nach dem höchsten Punkt, an einer windgeschützten Stelle unsere Panini- und Orangenpause einlegten. Immerhin wussten wir nun, dass der härteste Teil des Tages hinter uns lag und ich konnte meine Freunde auch insofern beruhigen, dass die Strecke durch das Tal von Pantalica keine grosse Herausforderung wird, da der Weg auf einer ausgedienten Eisenbahnstrecke angelegt ist.
Am Eingang zu diesem Natur-Weltkulturerbe war ein kleines Häuschen zu sehen und der Mann darin machte uns klar, dass wir nur weiterfahren dürfen, wenn wir ein Formular ausfüllen. Die Durchfahrt kostete keinen Eintritt, doch mann musste schriftlich erklären, dass man dies auf eigenes Risiko unternimmt. Dies vor allem deshalb, weil die Strecke durch 6 oder 7 alte Eisenbahntunnels führt, die alle unbeleuchtet sind und vor allem die längeren sind dann in der Mitte auch stockfinster. Ich war sehr froh, dass Remy eine Frontlicht hervorkramte und wir im Schein seiner Lampe durch die Tunnels fahren konnten. Das Tal selbst war dann absolut traumhaft und der wohl grösste Teil der heutigen Fotos wurden da gemacht.
Zu unserer Schande muss ich zugeben, dass wir keine einzige Nekropole besichtigt haben. Dafür hätte man jeweils zu Fuss von der Bahnstrecke weg wandern müssen. Dadurch, dass uns dieser mühselige Anstieg so viel Zeit gekostet hat, war es nun schon nach 16 Uhr und wirklich motiviert, für ein paar Grabstättten noch 15 Minuten Fussmarsch zu unternehmen, war dann keiner von uns. Wir begnügten uns mit der tollen Natur dieses einmaligen Tales.
Wie es dann so ist, liegt unser Übernachtungsort auf einem Hügel und so galt es die letzten 30-40 Minuten unserer Tour einen Berg hochzutreten. Jeder fuhr sein ganz eigenes Tempo und am Ortseingang von Sortino warteten wir aufeinander. Uns allen war klar, dass wir vor Bezug des heutigen Appartements noch etwas trinken wollten und so kreuzten wir den Ort auf, bis wir an einer Strassenkreuzung eine Caffeteria fanden. Jeder haute zwei Stück Kuchen und zwei Cappucchinos runter, bis wir uns auf den letzten Kilometer machten.
Unsere heutige Unterkunft ist das "Appartement Pantalica Rooms" in Pantalica. Nicht so schön wie das B&B Diana von letzter Nacht, doch ganz o.k. und unsere Bikes durften wir in einem anderen, leeren Appartement abstellen. Sehr gut 👍. Nachdem uns die Vermieterin alles gezeigt hatte, fragten wir nach einer Restaurantempfehlung. Sie nannte uns "La Pizzoleria", in welcher es eine ganz besondere Spezialität von Sortino zu essen gäbe. "Pizzolos" seien eine Art gedeckte Pizzas 🍕 und diese müsse man unbedingt einmal in seinem Leben gegessen haben...
Kurz vor halb acht waren wir dann da. Die Gaststube leer... Uns wurde erklärt, dass die Pizzaiolos erst um halb acht kommen und dass nach 21 Uhr alles ausgebucht sei. Wir können also da essen, kriegen etwa um 20 Uhr die Teller auf den Tisch und um 21 Uhr sollten wir wieder raus sein. Das passte uns sehr gut. Also bestellten wir. Während der Bestellung bremste uns der Kellner etwas ein. Er würde uns raten, pro zwei Personen nur eine "Pizzolo" zu bestellen. Gerade wenn wir auch noch Vorspeisen dazu buchen. Das war ein wirklich augezeichneter Ratschlag, denn nach den grossen Salaten zur Vorspeise und einem halben Pizzolo waren wir propevoll. Wir waren froh, dass es kein Tiramisu auf der Karte hatte... der Verdauungsspaziergang zurück zu unserem Appartement hat dann richtig gut getan. Erwähnenswert vielleicht noch: Auch gestern hatten wir in Syracusa vergleichbar gut gegessen, doch hier im Hinterland haben wir dann nur noch etwa die Hälfte des Preises von Syracusa bezahlt. Diesbezüglich gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den Touristen-Hotspots und dem Hinterland.
Morgen steht nun unser letzte Biketag auf dem Programm. Von den aktuell etwa 500m.ü.M. geht es wieder runter an die Küste. Es warten gute 60 Kilometer und (nur) etwas 500 Höhenmeter auf uns. Eine (hoffentlich) schöne Etappe zum Abschluss dieser Reise.
PS: Ich habe heute bestimmt 100x auf den Halter des Garmin-GPS geschaut. Doch da war nichts. Nach dem Frühstück habe ich das defekte Gerät gleich in den Abfalleimer geschmissen um den Trennungsschmerz kurz zu halten. Peter hat uns heute sehr gut durch den Tag navigiert und ich habe es auch genossen, dass ich einfach nur mal mitfahren konnte. Ich wusste nie, wie weit oder auf welcher Höhe wir waren, wie weit es noch sein wird oder welche Uhrzeit gerade aktuell ist. Das war auch mal ein gutes Gefühl.... 😉
Hier noch der Link zum Fotoalbum des Tages.