durchgegart
Ich hatte Respekt vor dem heutigen Tag... Es wurde der bisher heisseste Tag des Jahres erwartet und ich hatte zwischen 14:00 und 18:30 Uhr gleich drei Buchungen. Zwei grosse Stadtrundfahrten und dazwischen eine Hochzeitsfahrt. Bei Temperaturen über 35° Grad mit einem 300kg Velo durch die Stadt zu fahren zerrt ganz kräftig an der Substanz. Zudem bin ich dieses Jahr ein paar Kilo schwerer und nicht ganz so fit wie in den Vorjahren... nicht die idealen Vorzeichen 😏.
Schon am Morgen begann ich viel Wasser zu trinken. Ich bin ein Starkschwitzer und muss deshalb darauf achten, das mein Körper immer über genügend Wasser verfügt, damit keine Dehydration eintritt. Leider hege ich eine grosse Abneigung gegenüber Mützen oder Hüten, welche die direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf deutlich reduzieren würden.
Ich weiss also, worauf ich mich einlasse. Vor der ersten Rundfahrt warte ich im Schatten eines Baumes und trinke nochmal kräftig Wasser. Am nahen Brunnen fülle ich die Trinkflasche voll und begebe mich dann zum Treffpunkt. Dort treffe ich auf ein Ehepaar mit ihrer 10jährigen Tochter. Ufff, gleich drei Personen... Zum Glück wählen sie die Seeufertour. Da weht zumindest ein laues Lüftchen und es gibt viele, schattenspendende Bäume. Ich fahre gleichmässig und achte darauf nicht zu schnell zu sein. Nach etwa einer Stunde zücke ich die Trinkflasche. Bähh... das Wasser hat wohl auch 30° Grad...
Nach dieser Fahrt fahre ich in die Garage um die normale Rikscha gegen die Hochzeitsrikscha zu tauschen. Im 2. Untergeschoss der Garage ist es angenehm kühl. Ich mache fünf Minuten Pause, bevor ich mich auf den Weg zum Standesamt mache. Immerhin scheine ich nun Glück zu haben. Braut und Bräutigamm sind eher klein, zierlich und leicht. Mein Auftrag ist, sie auf schönen Wegen nach Hause zu fahren. Das einzige Problem dabei, sie wohnen leicht erhöht, zum Schluss geht es also bergauf.
Unterwegs springt mir mehrfach die Kette vom Kettenblatt. Ich muss dann jeweils kurz anhalten und von Hand die Kette wieder auf des Kettenblatt auflegen. Irgendetwas stimmt da nicht. Normalerweise springt die Kette nicht einfach ab. Bei genauer Betrachtung sehe ich, dass ein Kettenglied einseitig aufgesprengt ist. Dort verbiegt sich die Kette leicht und immer wenn diese Stelle auf das Kettenblatt trifft, wirft es die Kette ab. Mist. Werkzeug habe ich nur in meiner normalen Rikscha. Sollte die Kette wirklich reissen, ist fertig mit fahren. Ich muss also darauf achten, möglichst wenig und gleichmässig Kraft einzusetzen und immer wenn dieses angebrochene Glied wieder auf das Kettenblatt trifft, muss ich ganz entlasten. Wie auf rohen Eiern schleppe ich uns zum Ziel.
Auf der Rückfahrt zur Garage springt die Kette noch X-mal ab. Nur mühsam schaffe ich diese 3 Kilometer. Das kostet Zeit, doch immerhin schaffe ich es ohne schieben zu müssen. Nur kommt nun mein Zeitplan unter Druck. Ich wechsle in der Garage wieder die Rikscha und fahre direkt zum Treffpunkt der letzten Stadtrundfahrt. Eine Minute vor der vereinbarten Zeit fahre ich schweissgebadet vor. Immerhin geschafft!
Nun steht eine einstündige Geburtstagsfahrt auf dem Programm. Die zwei Frauen wollen keine Erklärungen von mir, denn sie haben genügend Stoff um miteinander zu reden. Das finde ich einerseits positiv, andererseits ist klar, dass ich dadurch eine grössere Strecke zurücklegen werde, als wenn ich den Passagieren unterwegs noch die Sehenswürdigkeiten erkläre und sie auf gewisse Details hinweise. Ich konzentriere mich ganz auf meinen Körper, halte den Puls gleichmässig und trinke regelmässig Wasser. Zweimal halte ich kurz an Brunnen um das aufgewärmte Wasser der Trinkflasche mit frischem, kühlen Wasser zu ersetzen. Dafür haben die beiden Frauen vollstes Verständnis. Am Schluss steigen sie begeistert aus und offerieren ein grosszügiges Trinkgeld. Klar, dass ich das gleich in ein kühles, erfrischendes Getränk investieren werde.
Nun ist es geschafft. Der Druck fällt ab. Schwere und Müdigkeit überkommt mich. Im Schatten, nahe eines Take-Aways, zuckere ich mich mit einem kohlensäurehaltigen Süssgetränk und einem Schoggigipfel wieder auf. Weil mir noch ein Foto für den Blogeintrag fehlt, mache ich heute noch kurz ein Selfie. Es zeigt mein rotes, leicht aufgedunsenes Gesicht und die müden Augen. So sehe ich nach 40 Rikschakilometern bei 35° Grad aus. Abgekocht und durchgegart 😅.
PS: Offizielle Temperatur in Zürich: 35,4° Grad (im Schatten). 🌡