Auch wenn ich mich nicht sonderlich gerne zu politischen Themen äussere, so gibt es doch ein paar Dinge, die mir auf den Senkel gehen und ich mich dann doch irgendwann gezwungen fühle, darüber zu schreiben. Nachfolgend also ein paar persönliche und unausgegorene Gedanken zum Themenfeld Klimaerwärmung, CO2-Reduktion und zur angestrebten Energiewende.
Es scheint mittlerweile erwiesen und akzeptierter Konsens, dass die Freisetzung von CO2 hauptverantwortlich für die Erderwärmung ist. CO2 entsteht bei nahezu jedem Verbrennungsprozess, hauptsächlich beim Verbrennen von Kohle, Oel und Gas, etwas weniger beim Holz (da die Bäume zuvor CO2 gebunden haben). Bereits 2016 (also vor sieben Jahren) einigten sich über 150 Länder im sogenannten Pariser Klimaabkommen, ihre CO2-Emissionen bis 2030 (also in sieben Jahren) um 40 Prozent zu reduzieren. Die Nachfolgende Grafik zeigt den Stand per Ende 2022
Von einer Reduktion ist also so rein gar nichts zu sehen. Im Gegenteil: Ausser im Corona-Jahr 2020 steigen die CO2-Emissionen Jahr für Jahr. Es ist also davon auszugehen, dass noch nicht einmal der Höhepunkt vor einer Wende hin zu einer Reduktion erreicht ist. O.K: Bei genauer Betrachtung hat u.A. Europa die Emissionen um-2% gesenkt, doch das widerspiegelt den berühmten Tropfen auf den heissen Stein. Hier die Quellenangabe für die obige Grafik und den nachfolgend zitierten Text: Urheberrecht © Enerdata 2009 - 2023 Rechte vorbehalten.
Die globalen energiebedingten CO2-Emissionen sind 2022 erneut gestiegen (+2,5 %); zwar langsamer als 2021 (+6 %), aber mehr als doppelt so schnell wie im Zeitraum 2010-2019 (+1 %/Jahr). Die Emissionen erreichten trotz des weltweiten Konjunkturrückgangs mit über 33,8 Gt CO2 ein Rekordhoch. Leicht angestiegen sind die CO2-Emissionen in den beiden größten Emissionsländern, nämlich in China (+1 % infolge der verlangsamten Zunahme des Energieverbrauchs im Industriesektor und der weiteren Erhöhung des Wind- und Solaranteils am chinesischen Strommix) und in den Vereinigten Staaten (+1,2 %, da der Rückgang der von Kohle verursachten CO2-Emissionen durch höhere erdgasbedingte Emissionen mehr als ausgeglichen wurde). Angetrieben durch ein dynamisches Wirtschaftswachstum sind die CO2-Emissionen in den kohleabhängigen Ländern Indien (+8,8 %) und Indonesien (+28 %), im ölabhängigen Saudi-Arabien (+10 %) und in Mexiko (+10 %, starkes Wachstum der Stromerzeugung auf Kohle- und Erdgasbasis) sehr schnell gestiegen. Andererseits verzeichneten die CO2-Emissionen einen Rückgang in Europa (-2 %, mit -1,8 % in der EU, -2,7 % in der Türkei und -2,6 % im Vereinigten Königreich), in Brasilien (-6,2 %, da der Anstieg der Stromerzeugung aus Wasserkraft den Gasverbrauch senkte), in Südafrika (-4,7 %, da technische Probleme die Stromerzeugung mit Kohle behinderten) und in Südkorea (-2,9 %, aufgrund eines Anstiegs der Stromerzeugung aus Kernkraft). In Japan und Russland blieben sie stabil (der Anstieg der kohlebedingten Emissionen wurde durch niedrigere gasbedingte Emissionen ausgeglichen).
Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass CO2 etwa 20 Jahre lang in der Atmosphäre verbleibt, bevor es zerfällt. Das heisst also, dass die heutigen Emissionen noch 20 Jahre nachwirken. Das bedeutet demzufolge, dass bei einer sofortigen Null-Emission die CO2-Werte in der Atmosphäre trotzdem noch bis 2043 ansteigen werden. Da wird sich so schnell also nichts ändern.
Weshalb ich wirklich pessimistisch bin ist, weil mit Kohle, Oel und Gas so richtig viel Geld verdient wird. Ich kann mir gar nicht wirklich vorstellen, wie viele Milliarden Milliarden Dollar damit Jahr für Jahr umgesetzt werden. Von der Gewinnung über die Verteilung, bis zu den Staaten die Steuern auf diese Produkte erheben. Und Stand heute ist, dass 80 Prozent der weltweit benötigten Energie aus Kohle, Oel und Gas kommt. 80 Prozent! Die restlichen 20 Prozent kommen aus Biomasse, Sonne, Wind und Gezeiten. Das Blöde ist halt, dass man mit der Sonne, mit Wind und mit den Gezeiten kein Geld verdienen kann, weil es "einfach so" vorhanden ist. Da werden die Kohlebarone und Ölscheichs schon Anstrengungen unternehmen um ihr Geschäftsfeld zu sichern. Man hat ja genügend Geld um die Politik (und auch die Universitäten) zu beeinflussen.
Im deutschsprachigen Raum haben wir zudem das "Problem", dass wir die Kernenergie verteufelt haben und demzufolge auch da in der Forschung/Entwicklung abgehängt wurden. Nur, wie wir zukünftig den riesigen Strombedarf ohne Kernenergie decken wollen, das kann uns auch niemand plausibel erklären. Im Sommer mag das mit der Sonnenenergie noch hinhauen (wenn wir denn jedes verfügbare Hausdach mit Kollektoren bebauen), doch wenn wir alle im Winter unsere Häuser mit Wärmepumpen heizen und über Nacht auch noch das Elektroauto aufladen wollen, dann scheint die Sonne nun einfach mal zu wenig. Sinnvolle Speichermöglichkeiten um den Sommerstrom in den Winter zu retten sind in der Theorie zwar vorhanden (z.B. Wasserstoff), in der Praxis jedoch kaum anzutreffen und schon gar nicht in dem grossen Massstab, wie es notwendig wäre.
Wir sollen also weg von Kohle, Oel und Gas, was aktuell bedeutet: hin zu Elektrizität/Strom. Wir haben aber nicht den geringsten Plan, wie wir all die notwendige Elektrizität erzeugen, speichern und verteilen. Und weil Atomkraftwerke böse sind, schalten wir diese ab und verstromen nun wieder Kohle (Deutschland). Oder noch ärger: Wir Schweizer schalten die vorhandenen AKWs ab und importieren dann im Winter französischen Atomstrom oder eben deutschen Kohle- oder Gasstrom (falls die dann noch etwas zu verkaufen haben). Geht es noch verdrehter?
Nein! Das wird nichts! Wir Menschen sind nicht in der Lage, grosse Probleme zu lösen. Schon gar nicht, wenn sie über staatliche Interessen hinausgehen. Man hört ja hier oft: "Was nützt es, wenn die Schweiz CO2-neutral wird, wenn unser Beitrag nur im Promillebereich des gesamten CO2-Ausstosses liegt. Das nützt genau gar nichts und kostet nur Unsummen von Geld". Ja, so funktionieren wir. 👎
Der aktuelle Kulturkampf zwischen autoritären und demokratischen Staaten hilft zur Problemlösung auch überhaupt nicht. China und Russland leben genauso von ihren Ressourcen wie viele arabische Staaten. Das sind fast ausschliesslich autoritäre Regimes mit Machtzirkeln, die sich die Taschen füllen und dem Rest der Welt in den Hals scheissen. Die denken sich: Wenn es dann zu heiss wird, kaufen wir uns diese Erdteile, die noch bewohnbar sind. Die Milliarden von Klima-Flüchtlingen interessieren sie Null-Komma-Null. Die Erde ist eh überbevölkert... Wenn mal die Hälfte verhungert ist, lösen sich so manche Probleme von selbst...
PS: Ich möchte noch anmerken, dass ich auch kein grosser Fan von Atomstrom bin. Es ist jedoch so, dass sich aus Kernspaltung (und später vielleicht einmal durch Kernfusion) extrem viel Energie gewinnen lässt. Die ganze AKW-Diskussion ist viel zu emotional aufgeladen. Man sollte dieses Thema etwas pragmatischer/nüchterner betrachten. Zum Beispiel: Bei all den auf der ganzen Welt vorhandenen Atomkraftwerken ist doch bisher (verhältnismässig) wenig passiert. Meist waren die Unfälle auf veraltete Reaktortechnik zurückzuführen. Solche Reaktoren würde man heute gar nicht mehr bauen. Ja, das Thema Endlagerung ist nicht gelöst, doch vielleicht muss man das gar nicht lösen. Vielleicht kann zukünftige Technologie die heute abgebrannten Brennstäbe noch nutzen. Ich finde es so oder so falsch, dass man den Atommüll vergraben will. Meiner Meinung nach wäre eine möglichst sichere, überirdische Lagerung sinnvoller. Da hat man das Zeug wenigstens halbwegs unter Kontrolle und kann im Bedarfsfall entsprechend reagieren. Was ja in der Schweiz seit jeher gemacht wird, denn ein Endlager gibt es hier (bisher) noch nicht. Und zu guter Letzt: All die Umweltschäden, die durch die Förderung und den Transport von Oel entstanden sind, sind ja auch nicht ohne. Und Lithium oder Kobalt wächst auch nicht auf den Bäumen und muss durch chemische (giftige) Verfahren gewonnen werden. Aber: was weiss ich schon...